Bereits in den Eröffnungsworten machte der Kanzler Bernward Robrecht deutlich, dass die katho, die kooperierende NGO und Ghana eine besondere Beziehung verbindet: „Wir freuen uns, dass heute alle Freund_innen zusammengekommen sind – und das nicht im Stile eines anstrengenden Seminars oder einer Bildungsveranstaltung, sondern zum Austauschen, zum Netzwerken und zum Danke sagen für die langjährige Partnerschaft und die vielen gemeinsamen Projekte, die im Laufe der Jahre auf den Weg gekommen sind.“

„Ich habe Ghana in mein Herz geschlossen“

Helene Hofmann, Leiterin des International Office an der katho, stellte anschließend die Verbindungen zu den beiden ghanaischen Partnerhochschulen, der University for Development Studies in Tamale und der Catholic University of Ghane in Fiapre/Sunyani, vor. So nehmen in jedem Sommersemester über das internationale englischsprachige Studienprogramm ghanaische Studierende der Sozial- und Gesundheitswissenschaften am Austauschprogramm an den katho-Standorten Münster und Köln teil. Themen des akademischen Programms sind zum Beispiel Soziale Arbeit als Menschenrechtsprofession, Gewalt und Gewaltprävention in Familien, soziale Vorurteile und Diskriminierung. Im Gegenzug haben auch deutsche katho-Studierende die Gelegenheit, die beiden ghanaischen Partnerhochschulen für Studiensemester oder integrierte Studien-Praxisaufenthalte zu besuchen. Die Bachelor-Studierenden der Sozialen Arbeit können in Ghana ihr Pflichtpraktikum oder auch freiwillige Praktika absolvieren. Hinzukommen wird die Förderung von Kurzpraktika und Hospitanzen im Studienfach Angewandte Pflegewissenschaft ab dem Jahr 2024 über das Programm „Konkreter Friedensdienst“ von Engagement Global. Hier haben die verantwortliche Prof.in Dr. Anke Helmbold und Helene Hofmann einen langen Atem bewiesen und freuen sich nun auf die erste Entsendung. Auch der Fachbereich Sozialwesen in Paderborn unternimmt Lehraustausche, hier sind Professor Dr. Martin Winands und Prof. Dr. Patrick Isele die richtigen Ansprechpartner. Besonders stolz ist Hofmann darauf, dass die katho die University for Development Studies beim Aufbau einer Juristischen Fakultät unterstützen wird. Prof. Dr. iur. Rolf Jox vom Fachbereich Sozialwesen der Abteilung Köln wird in Kürze nach Tamale reisen und neben seiner Lehrtätigkeit die Beratungsbedarfe erschließen. Für Hofmann steht fest: „Nach einigen beeindruckenden Delegationsreisen habe ich Ghana in mein Herz geschlossen.“

Enge Beziehungen zwischen Nordrhein-Westfalen und Ghana

Ähnlich geht es Heike Dongowski von der Staatskanzlei Nordrhein-Westfalen. Sie betonte, wie viel Bewegung in den Beziehungen zwischen Deutschland und Ghana herrscht: „Die Partnerschaft hat darüber hinaus für das Land einen hohen Stellenwert, da es die einzige formalisierte Partnerschaft mit einem afrikanischen Land auf drei Säulen ist“, sagt Dongowski. Wie schnell die Initiativen arbeiten und wie schnell die Hilfen im Land NRW in Richtung Ghana greifen, zeigte im Jahr 2020 ein Corona-Soforthilfeprogramm im Partnerland Ghana: Für die bereitgestellten 150.000 Euro mit acht Förderplätzen ist die Landesregierung mit über 40 Anträge nahezu überrannt worden. Umso erfreulicher ist es, dass es weiterhin viele Austauschprogramme auf Landesebene gibt, aber auch der Verwaltungsaustausch mit Ghana auf Ebene der oberen Landesbehörden und kommunalen Verwaltungen an Bedeutung gewinnt. Beispielsweise kooperiert ein Krankenhaus in Dortmund mit einem Krankenhaus-Bauprojekt im Norden Ghanas, das Arbeitsministerium wirbt in Ghana um Fachkräfte und die Kommunen von Eschweiler und Essen kooperieren mit Ghana bei einem innovativen Kitaprojekt.

Erfolgreich mit Solarlampen-Projekt

Wie effektiv die Hilfe von „Friends for Ghana“ vor Ort ist, erklärte Bruno Panglisch anhand des Solarlampen-Projekts, das der Verein in den meist nicht elektrifizierten ländlichen Dörfern in Ghana voranbringt. Denn in den verarmten Regionen des Landes gab es bisher nur Kerzen, Taschen- oder Petroleumlampen zur Beleuchtung gegen die in Afrika dämmerungslos einsetzende Dunkelheit. Mithilfe des Solarlichts können sich die Lampen tagsüber aufladen und in den Abendstunden wertvolle produktive Zeit ermöglichen – und dabei scheinen sie noch 24-mal heller als eine Kerze. Über ein Ratenzahlungssystem wurden bereits über 1.000 Solarlampen unters Volk gebracht. Aufgrund des großen Erfolgs sollen mithilfe von Subventionen solarbetriebene Kochherde folgen.

Große Spendensumme für Verein „Friends for Ghana“

Einen großen Spendenscheck brachte der für die Kooperation mit „Friends for Ghana“ verantwortliche Lehrer Dieter Dücker vom Erzbischöflichen Irmgardis-Gymnasium in Köln-Bayenthal mit. Die Schule unterhält eine lebendige Freundschaft mit der St. Jerome Highschool in Abofour in Ghana. Die Schüler_innen des Irmgardis-Gymnasiums haben bei einem Sponsorenlauf Gelder akquiriert und Dücker konnte nun voller Freude einen Scheck in Höhe von 9.000 Euro überreichen, den der überwältigte Kanzler Robrecht und Bruno Panglisch mit Freude und großer Dankbarkeit entgegennahmen.

Sexualaufklärung unter Jugendlichen wichtig

Auf das relevante Thema Sexualaufklärung in Ghana wiesen die beiden Austauschstudierenden Georgina Boateng und Salome Marie Delalie unter der Leitung von Prof.in Dr.in Karla Verlinden hin: So haben zehn Prozent aller Neugeborenen in Ghana eine Mutter, die jünger als 19 Jahre ist – ein Umstand, der durch fehlende Sexualaufklärung und sexueller Bildung seitens Schule, Eltern und Gesellschaft befeuert wird. Beide Studierenden erläuterten den Zusammenhang von Mythen und Fehlannahmen zum Thema Körper und Sexualität und der hohen Anzahl an Teenager-Schwangerschaften und sexueller Gewalt in Ghana. So ist auch das Recht auf Sexualaufklärung in der UN-Kinderrechtskonvention verankert und sollte entsprechend auch etabliert werden. „Wenn wir Geld in die Sexualaufklärung stecken, ist das gut für die Zukunft von Ghana und könnte das gesamte Leben der jungen Menschen zum Positiven verändern, beispielsweise durch mehr Selbstbestimmung“, fasste Verlinden zusammen.

Ghana-Forum NRW hilft konkret vor Ort

Wie groß das Netzwerk ist, machte Nicolai Roerkohl vom Ghana-Forum NRW e.V. deutlich, das im Jahr 2008 als Länderpartnerschaft mit Ghana gegründet wurde und aus der Zivilgesellschaft heraus entstanden ist. Die Mitglieder sind in allen Bereichen im Sinne der 17 Zielen für nachhaltige Entwicklung der UN-Agenda 2030 tätig. Einmal jährlich veranstaltet das Forum ein Ghana-Länderforum in Dortmund und arbeitet eng mit der Staatskanzlei NRW zusammen. Der Verein kümmert sich konkret um die Lösung der Probleme vor Ort und hilft dabei, Partner zusammenzubringen, damit das Geld nicht im Sand versickert.

„Eure Unterstützung und eure Träume sind Realität geworden“

Zuletzt versicherte der eigens aus Ghana angereiste Projektmanager und Kooperationspartner Pater Phanuel Myers Agudu von den Steler Missionaren seine Dankbarkeit gegenüber der vielfältigen Hilfe aus Deutschland: „Wenn ich schlafe, spreche ich Deutsch, aber ich kann nur ein Wort sagen: Danke!“ Sein derzeitiges Projekt „Empowering Teenage Girls and Teenage Mothers in the Afram Plains North District of Ghana“ hat bereits Spuren hinterlassen und er begleitet die Kampagne erfolgreich vor Ort. Augudu endete mit dem Afrika-Lied „We Are The World“, das zu seinen Lieblingssongs gehört. Denn hier heißt es auch zutreffend: „Es gibt eine Wahl, die wir treffen. Wir retten unser eigenes Leben. Es ist wahr, wir werden einen besseren Tag machen, nur du und ich.“ So sei es auch in Ghana, sagte Ugudu: „Eure Unterstützung und eure Träume sind Realität geworden – das sieht man, wenn man nach Ghana kommt“, sagte der Pater, „Eure Unterstützung ist so wichtig – danke dafür!“

 

Mit Kölschen Liedern der beiden Bands „Church Rocking Köln“ und „Grenzenlos“, die während der gesamten Veranstaltung für den musikalischen Rahmen sorgten und mit international bekannten Songs das Publikum stimmungsvoll zum Mitsingen animierte, endete die gelungene Veranstaltung, die die Gäste bei Kölsch, Kaffee und guten Gesprächen ausklingen ließen.